Wann hast du das letzte Mal Wertschätzung im Job erlebt? Viele vermissen Anerkennung im Berufsalltag. Ältere Beschäftigte noch häufiger als jüngere. Drei Impulse, wie du dafür sorgst, dass du Wertschätzung in deiner Arbeit erlebst. (Nützlich in jedem Alter.)
Stell dir vor, du gehst nach dem Job nach Hause und pfeifst vor dich hin. Weil ein guter Tag zu Ende geht. Ein Tag, an dem du dich gesehen gefühlt hast. An dem du das Gefühl hattest, dass du dich in deinem Job einbringen konntest und dabei auch noch eine sinnvolle Sache vorangebracht hast. Ein Traum?
Für sehr viele Beschäftigte leider wirklich nur ein Traum. Studien zeigen immer wieder, dass viele Menschen die Wertschätzung im Job schmerzlich vermissen. Manche Umfragen sprechen von 50 Prozent (Studie kannst du HIER nachlesen), andere kommen sogar auf Zahlen von 85 Prozent. Vielleicht gehörst du auch dazu.
Dabei wird über Wertschätzung meist sehr verkürzt gesprochen. Gerade Führungskräfte denken oft: Die Beschäftigten wollen ständig Lob. Irgendwie anstrengend!
Doch wer Wertschätzung vermisst, meint viel mehr als Lob
Die Studien des Medizinsoziologen Johannes Siegrist, zu der Bedeutung von Wertschätzung im Job, sind bahnbrechend gewesen. (HIER ein Interview mit ihm) Denn sie zeigten zum einen: Fehlende Wertschätzung kann regelrecht krank machen. Zum anderen beschrieben sie endlich, was gute Wertschätzung im Beruf ausmacht. Das Ergebnis: Der Wunsch nach Wertschätzung beschreibt drei recht verschiedene Aspekte:
1. Wir möchten für unsere Arbeit angemessen bezahlt werden
Das Gehalt ist schlicht der Ausgleich für unsere Mühen und ja sogar im Arbeitsvertrag festgehalten. Angemessen heißt dabei, dass wir ähnlich viel Geld pro Stunde verdienen wie andere Beschäftigte in der gleichen Branche. Aber auch, dass der Verdienst reicht, um unser Leben zu bestreiten. Deshalb spielt auch die Arbeitsplatz-Sicherheit eine große Rolle dabei, ob wir uns im Job als Mensch gesehen fühlen oder nicht. Unsichere oder befristete Jobs fühlen sich eher nicht wertschätzend an.
2. Wir wünschen uns menschliche Anerkennung
Wir möchten, dass unser Beitrag in der Arbeit gesehen und angemessen bemerkt wird. Dabei greift die Idee, dass Chef:innen eben mehr loben sollten, zu kurz. Wenn dein Chef oder deine Chefin bemerkt und mit anerkennenden Worten anspricht, dass du diejenige bist, die auch bei den schwierigen Kund:innen die richtigen Worte findet, dann ist das ein echtes Lob, eine Anerkennung deines Tuns. Wenn dein:e Chef:in nur platt und eher zufällig Bemerkungen wie „gut gemacht“ fallen lässt oder dich lobt, dass du heute pünktlich zur Arbeit erscheinst, ist es eher ein hohles Lob und manchmal sogar eher beleidigend. Auch die „Sonntagslaune“, also wenn Chef:innen manchmal enthusiastisch alles loben und dann wieder wochenlang nichts bemerken, ist eher kränkend. Anerkennung fühlt sich nur glaubhaft an, wenn sie etwas Verlässliches hat.
Wertschätzung auf dieser menschlichen Ebene kann übrigens auch bedeuten, dass Vorgesetzte transparent und ehrlich mit uns umgehen, wenn es schwierig wird. Zum Beispiel, dass sie Kritik offen und sachlich ansprechen – inklusive respektvoller Klärung. Oder dass sie, wenn Umstrukturierung oder personale Veränderung anstehen, nicht rumdrucksen oder verheimlichen, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten erklären, was da vor sich geht. Am besten mit einem glaubhaften: WIR machen gemeinsam das Beste draus.
3. Wir wünschen uns Entwicklungsmöglichkeiten
Wertschätzung bedeutet auch, dass uns der Arbeitgeber Entwicklungsmöglichkeiten gibt – und unsere Führungskraft uns darin unterstützt. Das kann bedeuten, dass eine Führungskraft im Mitarbeitenden-Gespräch auch fragt, welche Aspekte des Jobs einen besonders interessieren. Ob man sich Weiterbildungen wünscht oder berufliche Entwicklungsschritte – und einen falls nötig unterstützt. (Sogar, wenn dies bedeutet, dass man die Abteilung vielleicht verlässt, weil man sich eben in eine andere Richtung entwickelt.) Führungskräfte, die hier findig sind und auch mal etwas möglich machen, empfinden wir als extrem wertschätzend. Wenn eine Führungskraft dagegen noch nicht einmal weiß, welche Möglichkeiten es im Unternehmen gibt oder jede Entwicklungsidee abwürgt, fühlen wir uns nicht gesehen, empfinden die Atmosphäre im Job vielleicht sogar als „Kleinhalten“.
Reflexionsfrage für dich:
Wenn du das Gefühl hast, dass du im Job derzeit keine oder nicht ausreichend Wertschätzung erlebst. Welcher Aspekt spielt eine besondere Rolle? Stimmt das Gehalt nicht? Oder nicht mehr? Zum Beispiel, weil du zusätzliche Aufgaben übernommen hast oder deine Erfahrung ein großes Plus für deinen Arbeitgeber ist? Oder fühlst du dich eher auf der menschlichen Ebene zu wenig gesehen, zum Beispiel, weil sich deine Führungskraft vielleicht selten oder nie positiv zu dem äußert, was du tust? Oder fehlen dir vielleicht vor allem Entwicklungsmöglichkeiten?
Wenn du selbst Klarheit hast, auf welcher Ebene der Wertschätzung dein Mangelgefühl besonders stark ist, werden manchmal schon Lösungen sichtbar und du kannst im ersten Schritt selbst ein wenig aktiver dafür sorgen, dass sich dein Job (wieder) wertschätzend anfühlt. Lies die 3 konkreten Impulse für mehr Wertschätzung für dich:
Situation 1: Du wünschst dir mehr Gehalt für deine Arbeit
Häufig hoffen wir, dass die Führungskräfte von sich aus auf uns zukommen, unsere Leistung anerkennen – und damit auch eine Gehaltserhöhung verbinden. Das passiert allerdings nur selten. Nicht immer steckt böse Absicht dahinter. Es ist schlicht so: Für dich ist eine Gehaltserhöhung wichtig. Für deine Führungskraft sind andere Dinge wichtiger.
Impuls: Allgemein kann man sagen: Man darf ruhig jedes Jahr nach einer Gehaltserhöhung fragen. Alle paar Jahre klappt es dann auch. Fragt man nie, geschieht es seltener oder eben nie. Und am besten machst du dir immer mal wieder Notizen, wenn du eine Aufgabe erfolgreich abschließt, wenn du eine neue Aufgabe übernimmst oder mehr Verantwortung. Mit deinen Notizen, die dein Können und deine Erfolge ganz anschaulich zeigen, verhandelt es sich viel leichter. Auch das Umwandeln von einem befristeten in einen festen Vertrag kann dein Ziel sein!
Situation 2: Dir fehlen Entwicklungsmöglichkeiten
Viele Führungskräfte beschäftigen sich leider gar nicht mit der Weiterbildung oder Entwicklung der Mitarbeitenden. Es steht schlicht nicht in ihren Zielvereinbarungen und ist deshalb für ihr eigenes Gehalt oder ihre eigenen Gehaltsverhandlungen nicht relevant. Dazu kommt: Sehr viele Führungskräfte fühlen sich auch selbst nicht gesehen oder gefördert. Und so spüren sie selbst auch keine Verpflichtung dies für andere zu tun. Oft ist es so schlicht.
Impuls: Auch hier kannst du aber selbst aktiv werden und Ideen vorbereiten. Welche Weiterbildung hättest du gerne? Wie könnte diese Sache auf deinen jetzigen Job einzahlen? Manchmal musst du um die Ecke denken. Du möchtest einen Sprachkurs machen, obwohl du keine internationalen Kund:innen betreust? Vielleicht kannst du argumentieren, dass es ja ganz generell um lebenslanges Lernen geht. Dein Weiterbildungswunsch findet sich nicht im unternehmensinternen Weiterbildungskatalog? Dann sprich mit der Personalabteilung und deinen Vorgesetzten. Häufig gibt es durchaus Gelder für externe Weiterbildungen.
Situation 3: Dir fehlt menschliche Anerkennung
Natürlich wünschen wir uns, dass der Chef oder die Chefin von sich aus eine Wertschätzungskultur lebt. Aber häufig vergessen sie es schlicht oder sind selbst zu sehr im Stress.
Impuls: Wenn dies der Grund ist, könntest du dir überlegen, was du dir konkret wünschst. Regelmäßige Rückmeldungen? Feedback zu deinem Tun? Einen Sparringspartner für schwierige Fragen? Und dann kannst du deine Vorgesetzteazu auffordern, mit dir gemeinsam Räume und Routinen dafür zu schaffen. Ihr könnt auch in der Teamrunde anfangen mit der Wertschätzung. Zum Beispiel indem ihr zu Beginn des Team-Meetings einmal sagt, was diese Woche besonders gut war. Auch im Austausch mit den Kolleg:innen. Jeder sagt einen Satz. So kommt Wertschätzung in kleinen Schritten ins Team.
Wenn du mehr Anregungen haben möchtest, wie du aktiv dafür sorgen kannst, dass du dich im Job wieder mehr wertgeschätzt fühlst, schaue doch mal in meinen Jahresbegleiter „Gesünder arbeiten. Besser leben.“ rein (dein-gutes-jahr.de). Und hole dir meinen Newsletter - so erhältst du regelmäßig leicht umsetzbare Anregungen, die dein Berufsleben leichter machen.
Wertschätzende Grüße.
Deine Carola
Carola Kleinschmidt ist Diplombiologin, Autorin und zertifizierte Trainerin. Aktuelle Bücher: „Gesünder arbeiten. Besser leben.“ und „Aus dem Vollen schöpfen“.
Das Projekt soll durchgepeitscht werden auch wenn die Qualität leidet? Dein Chef möchte von dir Dinge, hinter denen du nicht stehst? Du findest, dass manche Werte immer weniger zählen? – Wenn wir im Job zu viel erleben, hinter dem wir nicht stehen, nervt die Arbeit nur noch. Aber was kann man dagegen tun?
Diese vier Tipps helfen dir, den Stress in deinem Alltag zu reduzieren.
Der Job ist irgendwie ok – aber noch 20 Jahre? Viele Berufe verlieren mit den Jahren ihren Charme. Sie werden zu anstrengend oder zu langweilig. Aber wie soll man daran etwas verändern? Mit diesen vier Schritten holst du dir Zufriedenheit und Motivation zurück.