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Berufliche Neuorientierung mit 50? So gelingt es

Eine Frau blickt durch eine Lupe. Sinnbild für: Für eine berufliche Veränderung mit 50 plus muss man genau hinsehen, was man möchte und was man kann.

Über 50 Jahre alt und keine Lust mehr auf den jetzigen Job? Auch mit 50 ist beruflich viel mehr möglich als wir denken. In diesem Artikel erfährst du, wie eine berufliche Neuorientierung gelingen kann, die dich nicht zusätzlich stresst.

Nach einigen Jahren im Beruf kann es leicht passieren, dass einem der bisherige Job zu anstrengend wird. Oder zu langweilig. Je nachdem.

Eine aktuelle Job-Umfrage unter 3000 Beschäftigten, die zwischen 50 und 65 Jahre alt waren, zeigte:

Mehr als 40 Prozent der Beschäftigten zwischen 50 und 65 Jahre können sich einen Jobwechsel in den nächsten beiden Jahren vorstellen.

Die Gründe:

Sie wünschen sich mehr Gehalt (knapp 60 Prozent) Interessantere Aufgaben (45 Prozent) Bessere Work-Life-Balance (37 Prozent) Flexiblere Arbeitszeiten (25 Prozent)

Weitere Anliegen waren: bessere Führungskräfte, angenehmere Kollegen und sinnstiftende Tätigkeiten.

Vermutlich hast du ähnliche Wünsche.

Und jetzt stell dir vor, dass es dir gelingen kann, deine Wünsche zu erfüllen.

 

Wie berufliche Veränderung mit 50 plus gelingt

 

So ging es Sandra (55). Sie ist seit vielen Jahren als angestellte Zahnärztin tätig als sie zu mir ins Coaching kommt.

Doch sie fühlt sich nicht mehr wirklich wohl in ihrem Beruf.

Manches, was sie viele Jahre lang an ihrer Arbeit liebte, strengt sie heute sehr an: Zum Beispiel der ständige Kontakt mit Menschen. Zudem fast all diese Menschen sich in einer Ausnahmesituation befinden. Wer geht schon gerne zum Zahnarzt?

„Ich war in meiner Praxis dafür bekannt, dass ich auch mit schwierigen oder ängstlichen Patienten gut kann“, erzählt Sandra.

Logisch, dass viele besonders empfindsame und ängstliche Patienten bei ihr auf dem Behandlungssessel saßen. Dazu das viele Stehen. Der ständige Zeitdruck.

Aufgrund der Belastungen hatte Sandra bereits einmal erlebt, dass „mein Energietank völlig leer war“. Das wollte sie nicht noch einmal durchmachen.

„Mir war klar, dass ich beruflich etwas verändern muss“, erzählt die 55-Jährige.

„Aber was?" fragt sie sich, "Ich kann ja nur Zahnarzt!“

Wenn Sandra über berufliche Alternativen nachdachte, fiel ihr nichts ein. Außer einem völligen Neustart in einer anderen Branche?! Aber das erscheint ihr mit über 50 auch unrealistisch. Es fühlt sich an wie eine unlösbare Situation. 

 

Beruflicher Neustart mit 50 – ein Blickwechsel hilft

 

Es passiert häufig, dass wir uns erst einmal hilflos fühlen, wenn wir in unserem jetzigen Beruf unzufrieden sind. Alle Veränderungen scheinen voller Risiken oder unrealistisch.

Häufig ergeben sich neue Ideen erst, wenn wir einen neuen Blick auf unsere Situation  werfen.

Statt uns ständig über die Anforderungen zu grämen, die nicht mehr zu uns passen, helfen zum Beispiel solche Fragen:

  • Welche Tätigkeiten oder Aspekte in meinem Beruf machen mir immer noch Freude? Trotz allem.
  • In welchen - vielleicht auch kleinen Momenten - fühle ich mich wirksam in meinem Beruf?
  • Welche Situationen oder Begegnungen mag ich? 

Sandra fand zum Beispiel heraus, dass sie die Momente in ihrem Beruf liebt, in denen sie ihren Patient:innen mit einer kleinen Zeichnung erklärt, was bei einer zahnärztlichen Behandlung passiert.

Und sie liebt den Teil ihrer Arbeit, in dem sie gesundheitlich aufklärt. Zum Beispiel, wenn sie Patient:innen mit Zahnfleischentzündungen zeigt, wie sie besser für ihre Mundgesundheit sorgen können.

Visualisieren und Gesundheitsberatung – das sind zwei Felder, die ihr nach vielen Jahren im Beruf immer noch Freude machen.

Und mit den Jahren ist sie darin auch immer besser geworden. In diesen Bereichen hat Sandra ihre Fähigkeiten in den letzten Jahren ständig verfeinert und vertieft. 

Erst als Sandra ihren Blickwinkel verändert, kann sie neue berufliche Entwicklungsmöglichkeiten erkennen. „Ich könnte mich mit Visualisierung von medizinischen Themen beschäftigen“, sagt Sandra begeistert. "Oder ich könnte noch stärker in den kreativen Bereich wechseln. Oder in die Beratung?"

Noch sind ihre Ideen nicht sehr konkret. Aber die innere Blockade ist weg. Sandra sieht klar: „Ich bin Zahnärztin. Aber in mir steckt noch viel mehr, das beruflich interessant sein kann.“ 

Ein Impuls für dich als Leser:in: Frage dich, welche Aspekte deiner Arbeit dir im Moment besonders viel Freude machen. Es können auch kleine Bereiche deines Jobs sein. Notiere dir, was dir einfällt.

 

Potenziale erkennen und entfalten

 

Einige Wochen später sprechen Sandra und ich wieder – und sie überrascht mich mit weiteren Ideen für einen beruflichen Neustart.

Nach der Coaching-Stunde habe es in ihrem Kopf nur so gesprudelt, erzählt sie. „Ernährung ist eine weitere Leidenschaft von mir“, ist ihr aufgefallen "Und mich lässt die Idee nicht mehr los, das Thema Ernährung mit dem Thema Zahnmedizin zu verbinden." 

In den nächsten Monaten halten Sandra und ich Kontakt – und ich darf dabei sein, wie sie aus der Verbindung von ihrer Expertise als Zahnärztin und ihrer Leidenschaft für Ernährung einen neuen Beruf entwickelt.

Ihr erster Schritt ist eine Pilot-Studie, in der sie ihre Annahme testet, dass eine gesunde Ernährung dabei helfen kann, Zahnfleischentzündungen einzudämmen.

„Ich hatte die Idee, dass ich in der Zahnarztpraxis, in der ich arbeite, eine kleine Studie durchführe, die untersucht, ob eine entzündungshemmende Ernährung Parodontitis verbessern kann“, erzählt Sandra.

Die Behandlung von Parondontits (Zahnfleischentzündungen) ist bereits seit Jahren ein Spezialgebiet der 55-Jährigen.

Ihr Praxiskollege ist einverstanden, eine kleine Gruppe Patient:innen findet sich schnell. Sandra kann loslegen.

Ein Impuls für dich als Leser:in: Wenn du dir vorstellst, dass du die Aspekte deiner Tätigkeiten, die du besonders gerne magst, verstärkst – welche beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich daraus? Mach dir ein paar Notizen.

 

Schritt für Schritt in die zweite Karriere 

 

Gesagt getan. In einer Pilot-Studie begleitet Sandra die Patient:innen über drei Monate hinweg und macht mit ihnen eine so genannte Ernährungslenkung.

Das heißt: Sie unterstützt die Menschen darin, ihre Ernährung so umzustellen, dass sie möglichst viele Nahrungsmittel zu sich nehmen, die Entzündungen hemmen. Nahrungsmittel, die Entzündungen fördern, werden dagegen vom Speiseplan verbannt.

Dass eine Ernährungsumstellung nicht leicht ist, war Sandra klar. Doch hier brachte sie ihre kreative Seite auf die zündende Idee: Sie entwickelte ein Lebensmittelmemory.

Dieses Memory besteht aus einem Set Karten auf denen verschiedene Lebensmittel abgebildet sind. Von Kuchen bis Nüsse, von Gemüse über Fleisch bis hin zu Getränken etc.

"Die Patient:innen können mit Hilfe der Karten leicht zeigen, welche Lebensmittel sie täglich hauptsächlich verzehren", erklärt Sandra. Der Clou: Auf der Rückseite jeder Karte zeigt ein Farbcode, ob das Lebensmittel eher entzündungshemmend oder eher entzündungsförderlich ist. Leicht ist zu erkennen, welche Lebensmittel besonders ungünstig sind.

„Mit Hilfe des Lebensmittelmemorys kann man sehr leicht Lebensmittel-Alternativen  wählen, die man mag und die eher entzündungshemmend sind“, erklärt die Zahnärztin.

Die spielerische Gesundheitsaufklärung funktioniert: Schon nach wenigen Tagen hatten die Patient:innen ihre Ernährung ein Stück weit umgestellt.

Sei es, dass sie Nüsse in den Speiseplan dazu genommen hatten, von Weißmehl auf Vollkorn gewechselt hatten oder die Süßgetränke reduzierten. "Es ist schön zu sehen, dass unsere Ernährungslenkung mit dem spielerischen Element des Memorys so gut funktioniert." 

Die Idee zum Memory entwickelte Sandra im engen Austausch mit ihrem Mann. „Es ist sehr wertvoll für mich, dass er mich in diesem ganzen Prozess unterstützt“, erzählt die Zahnärztin. Oft ist er kreativer Sparringspartner oder hilft Sandra mit seinem Marketing-Know-How. Doch manchmal führt er auch einfach die Kamera für einen Social-Media-Clip.

Impuls für dich als Leser:in: Wer in deinem Umfeld kann dich unterstützen und wohlwollen ehrliches Feedback geben?

 

Berufliches Selbstbewusstsein entsteht im Tun

 

Der Erfolg der Studie überrascht alle: Die Patient:innen stellen fest, dass ihr Zahnfleisch gesünder ist. Auch medizinisch ist die Verbesserung der Mundgesundheit nachweisbar. Die Parodontitis ist messbar zurück gegangen.

Die Wirkung der Ernährung schlug sogar die früheren Behandlungsversuche: „Solch positive Ergebnisse wie mit der antientzündliche Ernährungslenkung hatten wir in all den Jahren vorher nicht gesehen.“

Ein Impuls für dich als Leser:in: In welcher Form könntest du deine Ideen für deine berufliche Entwicklung ausprobieren? Welche Gelegenheiten könntest du nutzen, um dich in einer neuen Rolle zu zeigen oder eine Fähigkeit zu vertiefen?

 

Die Pilotstudie zeigt Sandra nicht nur, dass ihre Idee, Zahngesundheit und Ernährung zu verbinden, tragfähig ist. In der Zeit stellt Sandra auch fest, dass sie das Thema Ernährung immer noch spannender findet, umso tiefer sie sich damit beschäftigt. Sie entscheidet, eine größere Weiterbildung zur ganzheitlichen Ernährungsberaterin zu machen. "Ich wollte wirklich fundiertes Wissen zum Thema Ernährung bekommen."

Die Ergebnisse ihrer Pilot-Studie stellt Sandra auf einem Fachkongress Kolleg:innen vor.„Ein Artikel von mir erschien in einer Fachzeitschrift“, erzählt Sandra. Seitdem kommt eines zum anderen. 

Sie wird zu Fachtagen eingeladen und in Organisationen als Referentin gebucht.

Ein Impuls für dich als Leser:in: Wo könntest du von deinen Wünschen und Plänen erzählen? Wem könntest du davon berichten, was du kannst, gerne tust – und gerne häufiger tun möchtest?

 

Allein in diesem Jahr hält Sandra knapp zehn Vorträge vor zahnärztlichen Kollegen und Kolleginnen und zeigt ihnen, wie wirksam eine Ernährungslenkung für die Mundgesundheit sein kann. Auch einen vertiefenden Workshop für Kolleg:innen hat Sandra entwickelt.

Gemeinsam mit ihrer Ausbilderin in Ernährungsberatung bietet sie ihn in Hamburg und München an. „Das Thema Ernährungsberatung in der zahnärztlichen Praxis interessiert immer mehr“, erzählt Sandra.

Und sie freut sich darüber, dass sie durch ihren Mut und ihre berufliche Entwicklung eine der Pionierinnen auf diesem Gebiet geworden ist.

Auch ihr beruflicher Alltag hat sich völlig verändert. "Die Abwechslung tut mir gut", sagt sie.

An zwei Tagen in der Woche arbeitet sie weiterhin in der Zahnarztpraxis, in der sie angestellt ist. Ihr Schwerpunkt liegt nun allerdings bei der Behandlung von Parodontitis, der Beratung und Ernährungslenkung.

„Die Ernährungsberatung hat für mich die Basis für ein zweites berufliches Standbein geschaffen“, freut sich die Zahnärztin.

An anderen Tagen ist Sandra als Referentin und Workshop-Leiterin aktiv. Dann zeigt sie anderen Zahnärzt:innen, wie es gelingt, Ernährungslenkung und zahnärztliche Versorgung in einer Praxis zu verbinden. „Ich finde die Kombination meiner ganz verschiedenen Tätigkeiten sehr erfrischend“, erzählt Sandra.

Sie genießt auch, dass ihre Kreativität nun einen festen Platz in ihrem Arbeitsleben hat. Zum Beispiel, wenn sie Folien für Vorträge oder Weiterbildungen entwickelt oder Materialien für die Beratung entwickelt.

Sie empfindet es als körperlich entlastend, dass sie nicht mehr so viele Stunden am Behandlungsstuhl steht. Und sie liebt es, Patient:innen zu beraten und sie auf ihrem Weg zu einer zahngesunden Ernährung zu begleiten. „Zwischendurch hatte ich auch mal Sorge, dass ich mir zu viel zumute.

"Es ist ja auch viel Neues, das ich jetzt mit über 50 lerne“, sagt Sandra. Aber ihre Sorge hat sich nicht bewahrheitet: „Ich fühle mich wieder voller Energie.“ Ihre berufliche Neuorientierung mit 50 plus ist ihr gelungen.

 

3 Take-Aways für dich:

  • Lass dich nicht vorschnell entmutigen

  • Suche das Gute in deinem jetzigen Job (auch Kleinigkeiten zählen) 

  • In der Kombination aus deiner Berufserfahrung und kleinen neuen Aspekten oder Interessen liegen sehr viele neue berufliche Chancen.

 

Du möchtest dich beruflich verändern, weisst aber nicht genau, wie das gehen kann? Dann hol dir meinen Mini-Kurs für berufliche Entwicklung für Berufserfahrene. HIER kannst du ihn anfordern. Er ist gratis. 

 

Entwicklungsfreudige Grüße.

Deine Carola

 

Carola Kleinschmidt

Carola Kleinschmidt

Carola Kleinschmidt ist Diplombiologin, Autorin und zertifizierte Trainerin. Aktuelle Bücher: „Gesünder arbeiten. Besser leben.“ und „Aus dem Vollen schöpfen“.

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